Name:

Brita Seifert

Wohnort:

Berlin

Homepage:

www.brita-seifert.de

Hobbies:
Malen, "Computern", selbst mein Beruf (Multimedia-Design) ist eigentlich Hobby (so schön das ist, so schlimm ist es aber auch), meine Gitarre. Und sonst natürlich alles, was sonst Spaß macht - Freunde, lange Spaziergänge.

 


 


 


 


 


 

Brita Seifert

 

» Du vertrittst in Deiner Malerei ein sehr breites Spektrum. Von Stilleben über erotische Kunst zu Fantasy- und Space-Art. Wie kommt es zu dieser breiten Palette und woher beziehst Du Deine Inspiration?

Inspiration? Ach Du lieber Gott! Fantasy, Space, Visionary werden meistens aus Musik geboren. Man lässt sich fallen, lauscht und malt. Das Ganze ist oft wie eine Art Trance-Zustand, und am Ende eines solchen Tages bin ich selbst überrascht, was ich mir da beim Musikhören ausgedacht habe. Gelegentlich verarbeite ich in meinen Bildern allerdings auch aktuelle Problematiken, seien es politische oder persönliche Ereignisse, die mich tief berühren. Der 11. September letzten Jahres war zum Beispiel solch ein Auslöser. Dazu entstand und entsteht noch immer eine ganze Serie.
Wenn ich verliebt bin (gelegentlich), dann gibt´s vielleicht mal etwas mehr erotische Kunst; einfach, weil mir danach zumute ist. In ereignislosen Zeiten (hat ja jeder mal) tendiere ich mehr zum banalen Stilleben. Womit ich diese Kunstform keineswegs abwerten will - eine gut gemalte Blume ist manchmal aufregender als eine ganze schlechtgemalte Landschaft.

» Wieviel Zeitaufwand steckst Du so in ein Bild vom gedanklichen Konzept bis hin zum fertigen Werk?

Das ist natürlich von mehreren Faktoren abhängig. Ganz wichtig: was ich sonst noch um die Ohren habe. Ich arbeite als Freelancer und "stricke" Firmenwebsites. Da gibt es auch hin und wieder Leerlauf zwischen 2 Aufträgen. Diese Zeit verbringe ich an meiner Staffelei, und dann kann es durchaus sein, dass ein Bild in 2 Tagen fertig ist. Und ansonsten hängt es sehr davon ab, wie sehr ich beruflich eingespannt bin. Zur Zeit arbeite ich ca. 10 Stunden pro Tag, da bleibt wenig Zeit für andere Dinge. Dann bin ich schon froh, wenn ich pro Monat ein oder zwei Bilder fertig bekomme. Auch das persönliche Befinden spielt eine große Rolle. Je schlechter es mir seelisch geht, desto kreativer und produktiver werde ich; in Zeiten hingegen, wo einfach alles stimmt, drängt mich nichts an die Staffelei.

» Gibt es Künstler, die Dich beeinflusst haben oder noch beeinflussen?

Natürlich, jede Menge sogar. Das fängt bei den Klassikern wie Michelangelo (Farben) oder Rembrandt (Licht und Schatten) an, führt über die Prä-Raffaeliten der Jahrhundertwende zu den Großmeistern des Surrealismus (Dali, Magritte, Bellmer) und des Phantastischen Realismus (Wiener Schule) und und und. Ich denke, man sollte nie so überheblich sein und behaupten, man könne von anderen nichts mehr lernen. Das ist eine Grundhaltung.
Natürlich muss jeder Maler, jeder Künstler überhaupt früher oder später seinen eigenen Stil finden, ohne sich von anderen beeinflussen zu lassen. Aber man sollte immer neugierig bleiben.

» Wie bist Du zur Malerei gekommen, was gab da den Ausschlag dazu, Deine Vorstellungen festzuhalten?

Soll ich ehrlich sein? Eigentlich war es nur Meuterei und Ersatzbefriedigung. Als ich 16 war, stand mein Berufswunsch fest: Musiker. Damals spielte ich Gitarre in einer drittklassigen Band. In der Musik konnte ich meine Gefühle ausdrücken wie nirgendwo anders. Irgendwann hatten meine Eltern genug von meinen Flausen, dem ganzen Lärm (natürlich wurde zum Üben die Anlage immer voll aufgedreht) und der wöchentlichen Fahrerei von Gig zu Gig. Die Gitarre wurde "konfisziert", damit ich mich den wirklich wichtigen Dingen im Leben zuwenden konnte. Ich sitze hier nicht über die pädagogischen Leistungen meiner Eltern zu Gericht und inzwischen habe ich ihnen auch verziehen (und eine Gitarre habe ich natürlich auch schon längst wieder) - aber man kann sich wohl vorstellen, dass ich in ein schwarzes Loch fiel. Ersatz musste her, und zwar schnell. Ich wollte mich kreativ betätigen, ich brauchte das, und so fing ich an zu schreiben und zu malen. Beim Malen bin ich hängen geblieben.

» Du präsentierst Deine Werke unter anderem auch im Internet. Welche Erfahrungen hast Du damit gemacht?

Durchweg positive. Erstmals ist es möglich, sich einer wirklich großen Öffentlichkeit zu präsentieren. Ich erhalte viele Zuschriften von allen Kontinenten. Lob, na klar, tonnenweise, aber auch konstruktive Kritiken. Auch das ist wichtig. Außerdem sind auf diese Weise einige sehr schöne Freundschaften entstanden, die ich nicht missen möchte.
Der Verkaufserfolg hält sich in diesem Medium in Grenzen, aber auch das ist verständlich - wer kauft schon ein Bild, das er vorher nur in einer schlechten Auflösung auf einem Monitor gesehen hat? Ich biete potentiellen Interessenten allerdings an, mich zu besuchen - und am Ende verkaufe ich dann doch etwas. Manchmal habe ich das Gefühl, dass vielen Leuten ein persönlicher Kontakt zum Maler ebenso wichtig ist wie das Bild selbst.

» Das Thema Copyright beschäftigt Dich sicher auch. Wie sind da Deine Erfahrungen gerade im Zusammenhang mit Veröffentlichungen im Internet?

Ich persönlich habe es noch nie erlebt, dass jemand meine Bilder als seine Schöpfungen ausgibt. Gelegentlich hört man ja solche Geschichten. Problematischer ist es allerdings beim Webdesign. Da werden komplette Programmierungen geklaut, Buttons, Bilder, ganze Files landen auf fremden Servern und werden dann noch ganz frech als eigene Kreationen ausgegeben und per Copyright geschützt. Inzwischen arbeite ich - zumindest im Bereich Webdesign - an einem ausgefeilten Kopierschutz, damit ich künftig von derartigen Überraschungen verschont bleibe.

» Aus Deiner Biografie ist ersichtlich, dass Du in der DDR mit einem Ausstellungsverbot belegt wurdest. Wie wird man als Künstler mit so etwas fertig?

Es ist wirklich schwer, darauf in Kürze zu antworten. Das Ausstellungsverbot hat mich geschockt, na klar. Und die damit verbundenen Hausdurchsuchungen und Bespitzelungen haben mich fertiggemacht. Aber dass ich in letzter Konsequenz das Land verlassen musste, das hat mir wirklich den Boden unter den Füßen weggezogen. Man hat Familie, Freunde, Vertrautes, und über Nacht bricht das alles weg, das ist schlimm. Man fährt in eine ungewisse Zukunft, in ein fremdes Land, mit dem einen nur eines verbindet: die Sprache. Ich habe Jahre gebraucht, um dieses Trauma zu verarbeiten. Zu diesem Thema habe ich ungefähr 300 Bilder gemalt und tonnenweise Tagebücher geschrieben, danach war ich genesen. Die Bilder habe ich verbrannt, die Tagebücher schlummern noch irgendwo in meinem Keller, nichts soll mich mehr erinnern. Bis heute rede ich nicht gern darüber.
Inzwischen habe ich allerdings meine Ausreise und die damit verbundenen Erfahrungen als große Chance begriffen. Ich bin daran gewachsen, stärker geworden, verantwortungsvoller, menschlicher. Auch ansonsten haben sich Perspektiven eröffnet, von denen ich früher nicht einmal zu träumen gewagt hätte.

» Was haben wir künstlerisch gesehen von Dir in Zukunft zu erwarten?

In erster Linie bereite ich momentan meine nächsten Ausstellungen vor. Mit einer Galerie in London verhandle ich gerade über eine Erotik-Ausstellung im Dezember d.J. - wenn es dazu kommt, dann werde ich in den nächsten Monaten nur noch erotische Bilder malen. Das ist Herausforderung genug für mich - denn Erotik ist nach wie vor männlich besetzt und oftmals weit von dem entfernt, was eine Frau als erotisch empfindet. Dabei geht es doch tatsächlich um eine der schönsten Sachen der Welt; es geht um Sinnlichkeit, um Vertrauen, um Gefühle, um ein Miteinander - und nicht nur um nackte Busen or whatever.
Im Sommer stelle ich zum ersten Mal in New York aus. Natürlich Bilder zum 11. September, die bis jetzt noch nicht ganz fertig sind. Danach geht es in Amerika weiter - einige Gruppenausstellungen und eine Einzelausstellung in Sacramento /CA. Dafür habe ich überhaupt noch nichts; weiß nur "Um Himmelswillen kein nacktes Fleisch. Ist alles Sünde." Crazy americans. Also dann wahrscheinlich irgendwelche surrealen Landschaften.
Und ansonsten male ich nach wie vor das, worauf ich gerade Lust habe. Ich lasse mich nicht gern in eine Schublade stecken; dazu interessiert mich zu vieles.

» Wir danken Brita für das ausführliche Interview.


Brita Seifert ist nicht unbedingt die Künstlerin, die das Genre Fantasy in aller epischer Breite behandelt. Eher im Gegenteil: sie deckt mit Ihren Werken eine sehr breite Palette ab. Trotzdem findet man beim betrachten ihrer Bilder immer den Funken Fantasy, der einen fesselt. Ob die Werke nun in die von der Künstlerin gewählte Kategorie Visionary oder Space-Art fallen, sie sind definitiv Bestandteil der Fantasykunst. Ein Besuch auf Britas Seite ist in jedem Fall empfehlenswert. Und nicht nur der einmalige Besuch, denn Brita stellt auf ihrer Seite auch die Bilder aus, die im entstehen sind. Eine Art der Ausstellung, wie wir sie noch nirgends anders gesehen haben und durchaus interessant, das Werden eines Bildes zu begleiten.

 

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