Name:

Ric Sattler

Wohnort:

Griesheim (Hessen)

Homepage:

www.ricsattler.de

Hobbies:
Fantasybilder (sonst gäbe es dieses Interview ja nicht), Fantasy und SF-Literatur, Gesellschaftsspiele, meine Frau (sie hat gesagt, dass ich das hier schreiben soll)... und beruflich bin ich als IT-Berater tätig.

 


 


 


 


 


 


 

Ric Sattler

 

» Ist ja nicht ganz einfach ein Interview mit einem Künstler zu führen, der eine so ausführliche Beschreibung seines Schaffens auf seiner eigenen Seite hat. Die Präsentation Deiner Werke im Internet scheint Dir richtig Spass zu machen. Bekommst Du häufig Anfragen und welcher Natur sind die denn?

Mir macht es tatsächlich sehr viel Spaß meine Bilder zu präsentieren und damit auch Lob, Kritiken und Anregungen entgegen zu nehmen. Von den Anfragen, die ich als Mails oder Gästebucheinträge erhalte, besteht etwas mehr als die Hälfte aus Lob oder Kritik an den Bildern. Vielleicht dreißig Prozent sind Anfragen nach den verwendeten Techniken und Materialien, woraufhin sich oft sehr interessante Mailthreads entwickeln. Die restlichen Anfragen betreffen den Verkauf der Bilder, Auftragsarbeiten, Benutzung der Bilder auf anderen Websites, Aufnahmen in Linklisten etc.

» Du schreibst auf Deiner Homepage, dass alle Wänder bei Dir schon mit Bildern vollhängen und Du in Zukunft mehr der Originale verkaufen willst. Hängt man selbst nicht an so einem Werk, in das neben viel Zeit auch ein Teil eines selbst mit eingeflossen ist?

Tja, da muss ich wohl meine Website aktualisieren ;-)
Nachdem alle Wände der Wohnung voll waren, und auch die Mal- und Zeichenutensilien immer mehr Platz in Anspruch nahmen, habe ich einen kleinen Raum als Atelier angemietet. Mittlerweile sind auch dort die Wände voll und in einer Ecke stapele ich alles, was nicht mehr an die Wände passt.
Insofern wird es tatsächlich eng und ab Juni werde ich wieder verschiedene Originale auf meiner Website anbieten. Aber es stimmt, etwas weh tut der Verkauf schon, aber andererseits muss ich Platz schaffen und die Malerei soll sich ja auch selbst finanzieren. Am schwersten fällt es aber meiner Frau, da sie am liebsten keines der Bilder hergeben würde. Ich habe es da etwas einfacher, denn ich kann mir immer wieder neue Bilder malen.

» Nachgefragt: wie ist denn der Verkaufserfolg im Medium Internet? Hast du da schon Erfahrungen?

Der Verkauf von Bildern stand bisher nicht gerade im Vordergrund meiner Website, das soll sich aber in Zukunft ändern. Außerdem wird es bald auch Kunstdrucke und Poster einiger ausgewählter Bilder geben. Daher kann ich bisher wenig über den "Verkaufserfolg" des Mediums sagen, hoffe aber auf einen großen Erfolg ;-)
Allerdings habe ich über meine Website schon einige Aufträge für Illustrationen und sonstige Arbeiten erhalten und umgesetzt. In diesen Fällen habe ich die Website auch als Kommunikationsplattform verwendet. Die Auftragsarbeiten beginnen normalerweise mit einer Mail, in der gefragt wird, ob ich eine bestimmte Szene oder ein Portrait malen könnte und wieviel das kosten würde. Nachdem einige Mails die Fragen nach Preis, Bildinhalt, Material und Technik geklärt haben, zeichne ich eine Skizze und stelle diese dem zukünftigen Kunden in einem geschützten Bereich meiner Website zur Verfügung. Wenn die Skizze dem Kunden gefällt, beginne ich das Bild zu malen und stelle auch Zwischenergebnisse in diesen Bereich. Dadurch ist, vor allem bei komplizierteren Aufträgen, ein ständiger Kontakt zum Kunden gegeben wodurch das Endergebnis auch mehr den Wünschen des Kunden entspricht. Das wäre ohne die Website nur sehr umständlich zu handhaben.
Ein weiterer interessanter Aspekt ist, dass Verlage, Autoren, Models und Dienstleister über diese Website auf meine Bilder aufmerksam werden können. Insofern ist es schon eine wichtige Werbeplattform für mich.

» Von den Materialien und auch Techniken ist eine breite Palette bei Dir zu erkennen. Ist das das Ergebnis von Versuch und Irrtum? Oder einfach Neugierde?

Mein Lieblingsspruch war einmal "Farbe ist Farbe". Damit meinte ich, dass es völlig belanglos ist, welche Technik man verwendet, da sich ja alle nur mit dem Thema beschäftigen, Farbe auf irgendein Material aufzubringen. Seit meinen Erstkontakten mit Ölfarbe oder Airbrush, weiss ich, dass diese Meinung etwas arrogant war. Bei Ölfarben fand ich die Ausdünstungen der Lösungsmittel sehr störend und habe die Ölmalerei nach dem ersten Bild wieder aufgegeben. Das war also tatsächlich "Versuch und Irrtum". Bei Airbrush (mit Acrylfarben) ist es nicht sehr schwer einige nette Effekte zu produzieren, während es doch recht schwer wird, wenn man wirklich realistische Bilder brushen will.
In den meisten Fällen entspringen die unterschiedlichen Techniken einer Mischung zwischen Neugier und Zweckmäßigkeit. Meine ersten Fantasybilder waren reine Bleistiftzeichnungen, schon recht detailliert, es fehlte aber die Farbe. Also begann ich mit der Pastellmalerei, wodurch ich zwar Farben in meine Bilder bekam, die Bilder aber auch immer größer wurden, da mit Kreiden leider keine feinen Details gemalt werden können.
Also probierte ich Öl, Acryl und Aquarellfarben aus und fand in Acrylfarben ein geeignetes Malmedium. Die Vorteile sind die schnelle Trocknungszeit, die einfache Verarbeitung sowohl mit dem Pinsel als auch mit einer Airbrushpistole. Außerdem kann man auf fast jedem beliebigem Untergrund malen und dessen spezielle Eigenschaften nutzen.
Nachdem ich also alle möglichen Techniken ausprobiert hatte, musste ich dann doch feststellen, das jede der Techniken ihre Vor und Nachteile hatte. Also habe ich begonnen diese Techniken in meinen Bildern zu mixen. Dabei gab es dann doch so manches missglückte Experiment. Allerdings ging nichts so schief, dass ich in einer Vollmondnacht die entstandenen "Werke" im Garten vergraben musste ;-)

» Nochmal zurück zum Internet: Es ist für einen Künstler schon ein entscheidender Schritt, diesen Weg in die Öffentlichkeit zu nehmen: Was hat Dich denn zum Entschluss geführt, diese Art der Präsentation zu wählen? Und im gleichen Zusammenhang: Stellst Du auch selbst in Galerien aus?

Meine erste Homepage habe ich vor sechs oder sieben Jahren ins Internet gestellt, ich denke das lag damals einfach am Spieltrieb. Auch damals waren schon einige meiner Bilder dort zu finden. Aber im Laufe der Zeit verschwanden alle anderen Themen von der Website und die Bilder haben sich immer weiter ausgebreitet. Hmmm.... irgendwie genau wie bei den Wänden unserer Wohnung.
Die heutige Website wird recht häufig aktualisiert. Jedes neue Bild wird direkt nach der Fertigstellung mit einer Digitalkamera fotografiert, mit Copyright-Hinweis versehen und in die Website geschoben. Die Vorteile liegen klar auf der Hand: Jeder der meine Bilder mag, kann sich die jeweils aktuellsten Bilder ansehen und mir einen Kommentar dazu schreiben. Und genau das ist auch der Grund warum ich die Bilder im Internet zeige. Es gibt so viele Leute die selbst malen oder sich für diese Art von Bildern interessieren, so dass ich immer wieder interessante Kommentare, Ratschläge und Fragen zu erhalte.
In einer realen Galerie habe ich noch nicht ausgestellt, werde aber im Oktober meine Bilder auf dem Buchmesse Con in Dreieich/Buchenschlag (bei Frankfurt), der internationalen Spielemesse in Essen und weiteren Fantasy-Cons vorstellen. Ich denke der reale/persönliche Kontakt mit den Betrachtern ist schon ein etwas größerer Schritt, als eine Website ins Netz zu stellen. Wenn ein Besucher meine Website anschaut und sie ihm nicht gefällt, klickt er einfach weiter zu einer anderen Seite und ich bekomme davon nicht viel mit. Bei einer Ausstellung sehe ich aber den jeweiligen Gesichtsausdruck. Außerdem sehen Bilder auf dem Bildschirm immer besser aus als in Originalgröße. Daher ist eine Ausstellung auch eine etwas andere "Prüfung" für die Qualitätder Bilder.

» Das Thema Copyright beschäftigt Dich sicher auch. Wie sind da Deine Erfahrungen gerade im Zusammenhang mit Veröffentlichungen im Internet?

Die Frage des Copyrights begleitet wohl jeden, der eigene Werke ins Netz stellt. Prinzipiell darf jeder meine Bilder zu nichtkommerziellen Zwecken verwenden, solange keine Veränderungen am Bild vorgenommen werden und ein Hinweis auf meine Website oder zumindest auf mein Copyright in der Nähe des Bildes zu finden ist. Warum sollte ich mich auch dagegen wehren, es ist ja schließlich auch eine Art von Kompliment. Ich muss auch sagen, dass ein hoher Prozentsatz der Leute entweder nach Erlaubnis fragt, oder sehr schnell einen Copyrighthinweis einbaut, wenn ich eine "unautorisierte" Nutzung feststelle. Was ich nicht mag, ist wenn jemand einfach riesige, schlecht eingescannte Bildergalerien aufbaut, in denen kein einziger Hinweis auf den Ursprung der Bilder zu finden ist.
Erst ein einziges Mal musste ich die Erlaubnis verweigern, da auf der entsprechenden Website eines meiner Bilder verzerrt und als Kachelmuster verwendet werden sollte. Es sah einfach schlimm aus und ich habe anschließend in einem Akt der Notwehr die Adresse dieser Website wieder vergessen.
Man muss sich übrigens die Frage nach dem Copyright auch in der anderen Richtung gefallen lassen. Ich habe z.B. vor ca. 15 Jahren mal ein paar Fotos aus einer Zeitschrift "abgemalt" und diese auf meiner Website ausgestellt. Natürlich mit einem Hinweis darauf woher die Bilder kamen. Eine bissige Meinungsäußerung zu diesem Thema und meinen Kommentar dazu findet man im Gästebuch meiner Website.

» Ganz allgemein: was rätst Du künftigen Künstlergenerationen?

Na, zuallererst sehe ich mich selbst noch in dieser zukünftigen Künstlergeneration,da ich noch einiges zu lernen habe ;-)
Aber wenn ich Ratschläge an "Neulinge" geben sollte, würde ich empfehlen zu allererst die Grundlagen zu lernen. Für den Fantasybereich meine ich damit alles Wissen, das man zum Malen realistischer Bilder benötigt, also Perspektive, Faltenwurf, Anatomie etc. Das sind Dinge, die ich selbst nie richtig gelernt habe und die mir daher bei der Arbeit an meinen Bildern oft sehr fehlen.
Außerdem sollte man möglichst viele verschiedene Techniken und Materialien ausprobieren um Erfahrungen zu gewinnen und herauszufinden, womit man am besten zurecht kommt und auch schauen, was andere Künstler mit welcher Technik malen.
Wenn dann die ersten vorzeigbaren Ergebnisse entstanden sind, sollte man diese einem breiteren Publikum außerhalb des Freundes- und Familienkreises vorstellen. Mit den darauf folgenden (teilweise vernichtenden) Kritiken muss man dann allerdings umgehen und aus diesen Kritiken lernen können. Außenstehende sehen oft Fehler, die dem Maler nicht (mehr) auffallen und Freunde oder Angehörige sind meist zu "nett" um ernsthafte Kritik zu üben.

» Was haben wir künstlerisch gesehen von Dir in Zukunft zu erwarten?

Ich hoffe doch, dass man viel zu erwarten hat ;-)
Aber mal ernsthaft: Ich habe im vergangenen Jahr wieder angefangen regelmäßig zu malen und ich sprach ja schon davon, dass ich in diesem Jahr an mehreren Veranstaltungen teilnehmen werde. Es soll bald viele neue Bilder geben und dazu auch Poster und Kunstdrucke zu mehreren Originalen.
Ich hoffe auch, dass die Qualität der Bilder noch besser wird. Dabei helfen mir seit einiger Zeit Models, so dass dafür gute Chancen bestehen. Wären wir im Fernsehen, würde ich sie jetzt grüßen und in die Kamera winken.
Und zu guter Letzt (und wieder etwas ernsthafter), werde ich meine Website weiter ausbauen, so dass auch das englischsprachige Publikum mehr davon hat.

» Wir danken Ric für das ausführliche Interview.


Ric Sattler ist mit seiner Stilrichtung eindeutig als einer der herausragenden deutschsprachigen Fantasykünstler zu bezeichnen. Mit viel Liebe zum Detail stattet er seine Werke aus, die dadurch eine hohe Lebendigkeit gewinnen. Ebenso liebevoll wie die Bilder ist die Internetseite von Ric gestaltet: Sie ist unbedingt einen Besuch wert.

 

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