Schritt 3
Bevor wir mit dem Schattieren des Gesichts anfangen, müssen wir wissen, aus welcher Richtung das Licht kommt, und in welche Richtung folglich die Schatten fallen. Und dieses Schema sollte auch während des ganzen Malvorgangs konsequent durchgehalten werden, ansonsten passiert es leicht, daß das Gesicht irgendwie schief oder unecht aussieht.

Hier hab ich mir eine imaginäre Lichtquelle gedacht, die von oben links das Gesicht beleuchtet, die Schatten fallen also hauptsächlich nach rechts. Und so schattieren wir nun auch, wir wählen dazu einen etwas dunkleren als den Haut-Grundton.

Die Schattenpartien könnt ihr in dem Bild ganzgut erkennen: die obere Hälfte des Ohres, das später unter den Haaren liegen wird, unter der Kinnlinie, unter der Unterlippe, die ganze rechte Wange, die Höhlungen um die Augen, unter der Nase.
Die Schatten werden erst noch ganz leicht aufgetragen; ausarbeiten und verstärken kann man sie dann nach und nach immer noch. Lieber vorsichtig anfangen - am PC ist es kein Problem: wenn das Bild zu dunkel gerät, kann man es nachträglich aufhellen; auf Papier dagegen geht das schon etwas mühseliger, wenn überhaupt.

Schritt 4
Am besten seht ihr wohl die einzelnen Schritte, wenn ihr die Bilder immer miteinander vergleicht, so fällt eher auf, was sich gerade geändert hat. Hier ist es als erstes einmal der Hautton. Da die Gesichtsfarbe ziemlich graustichig und unnatürlich war, habe ich die Grundierung noch einmal überarbeitet und versucht, den Ton etwas wärmer und orangestichiger zu halten und gleichzeitig ebener und gleichmäßiger zu bekommen. Auch die Schatten wurden noch etwas vertieft, um die Augen zum Beispiel.

Auch das Ohr habe ich zum größten Teil schon ausgearbeitet. Zu diesem Zeitpunkt müssen die einzelnen Partien noch nicht völlig bis ins Detail gezeichnet werden. Ich persönlich gehe lieber Schicht für Schicht vor, anstatt ein Teil nach dem anderen schon komplett fertig zu malen, so bleibt mehr Spielraum für Änderungen und das Portrait sieht insgesamt harmonischer aus, wie ich finde.

So, hier der Ohrwaschel noch einmal in Großansicht ;-)
Ein Ohr zu zeichnen ist schwierig, aber auch spannend. Es ist ein komplexes, dreidimensionales Gebilde und man sollte sich wirklich Mühe geben und sich die nötige Zeit nehmen, diesen plastischen Eindruck auch in das Bild zu bannen. Hier ist viel Detailarbeit gefragt und wir arbeiten mit helleren und dunkleren Tönen, um die hervortretenden und zurückliegenden Stellen auszuarbeiten. Erst die Arbeit mit den verschiedenen Farben und mit Licht und Schatten bringt Plastizität rein, und dabei gilt die Grundregel: alles, was vom Betrachter entfernt liegt, was zurücktritt, ist dunkler; alles, was näher bei uns ist, Erhöhungen usw. sind heller. Hier seht ihr vielleicht ganz gut, daß die Stelle, die am tiefsten im Schatten liegt, also da wo's in den Gehörgang reingeht, auch am dunkelsten ist, während die obere Kante, das Ohrläppchen usw. aufgehellt sind.